Beschreibung
Als die Polizeibeamten zur Tür hereinstürmen, weiß Oya gar nicht, wie sie eigentlich in die Razzia geraten ist. Alle im Raum sind wie erstarrt und fragen sich fassungslos, wie es dazu kommen konnte. Oya war der Einladung zum Abendessen bei Ali, einem Arbeiter in der örtlichen Textilfabrik, gefolgt und sitzt als einzige der anwesenden Frauen neben den Männern, die sich über Politik und ihre Lebenspläne streiten. Mit der Verhaftung gerät das Leben der jungen Frau, die wegen ihrer Kritik an der Militärdiktatur in der Provinzstadt Adana bereits in der Verbannung ausharren muss, erneut aus den Fugen. Die anschließende lange Nacht in Gewahrsam lässt Erinnerungen an die Gemeinschaft der Unterdrückten aufsteigen. Vor allem der Widerstandsgeist der Frauen, die all ihre Kraft gegen ihre Ausgrenzung aufbieten, verleiht Oya Mut.
Sevgi Soysals 1975 erschienener Roman Vor dem Morgengrauen wurde als ein überwältigender Chor von unterdrückten, verletzten und aufgebrachten Stimmen aus allen Winkeln der türkischen Gesellschaft gefeiert. Die Autorin setzt darin Frauen aller Schichten und ihrem Kampf um die Freiheit ein Denkmal.
Pressestimmen
»Soysals Stimme hallt nach. Sie schrieb über und für Frauen im Aufbruch. Sie erschuf Figuren, die sich zwischen einem Leben für andere und der Verwirklichung ihrer Träume entscheiden müssen.« Elif Shafak
»Vor dem Morgengrauen ist die Krönung von Sevgi Soysals literarischem Oeuvre. Weit mehr als nur ein aufrüttelndes Buch, beeindruckt es mit seiner feministischen Haltung und ungeheuer poetischen Sprache.« Ayten Tartıcı / New York Times
»Sevgi Soysal wurde in der Türkei sehr geliebt und ist bis heute nicht vergessen. Alle Generationen nach ihrem Tod lesen und lieben sie. Nach dem Militärputsch in der Türkei 1971 war Sevgi Soysal für uns wie ein Licht. Für unser vom Faschismus verletztes Leben war ihre lebendige, selbstkritische, ironische Stimme dieses Licht. Ihre Romane hinterließen tiefe Spuren.« Emine Sevgi Özdamar